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Open Educational Resources (OER) in der Schule nutzen

Open Educational Resources (OER) in der Schule nutzen

“Wissen wird mehr, wenn man es teilt”

Ich erlebe im #instalehrerzimmer eine Kultur des Kooperierens, Unterstützens und Teilens, die der empirisch leider oft belegten Einzelgängerkultur im Lehrberuf absolut entgegensteht. Aber genau das ist die Marschrichtung, dort müssen wir hin, um uns Lehrkräfte gegenseitig zu entlasten und dadurch Ressourcen für die vielfältigen Aufgaben und Verantwortungen als Lehrkraft zu schaffen. Unterrichtskonzepte oder Materialien von Grund auf neu zu planen frisst wahnsinnig viel Zeit und Energie – und wir sollten uns fragen: Bei knapp 800.000 Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland, die tagtäglich Unterricht gestalten – ist es wirklich nötig, Unterrichtsmaterial noch (jedes Mal) selbst neu zu erstellen?

Meine Meinung dazu ist: Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Auf vorhandenes Material für die eigene Unterrichtsplanung zurückzugreifen halte ich nicht nur für legitim. Ich halte es für absolut notwendig, um an anderen Stellen Ressourcen frei werden zu lassen, um sich den vielfältigen anderen Aufgaben des Lehrberufs überhaupt widmen zu können. Aufgaben, wie: sich im Bereich digitaler Kompetenzen fortzubilden, Beziehungsarbeit in der Schule zu leisten oder auch, um sich selbst (Aus-) Zeiten zu gönnen, um eine ausgeglichene, in sich ruhende, resiliente Lehrperson zu sein. Solche Lehrpersonen brauchen wir nämlich dringender als alles andere. Der beste Unterrichtsentwurf ist wenig hilfreich bei einer ausgebrannten Lehrperson, die keine Energie mehr hat, ihre Themen mit Leidenschaft und Motivation zu vermitteln (meine Profilempfehlung bei Instagram für diese Themen: @lehrercoach).

So, genug zum “Warum” – kommen wir zum “Was” und “Wie”.

Kennt Ihr schon OER (Open Educational Resources)?

Das sind frei zugängliche Bildungsmaterialien, die Ihr anhand einer bestimmten Lizenzmarkierung erkennt (CC-BY oder CC-BY-SA). Diese Bildungsmaterialien könnt Ihr rechtssicher im Unterricht einsetzen, ja, sogar verändern, kombinieren und vervielfältigen. Und natürlich könnt (und solltet ;-)) Ihr Euer eigenes Unterrichtsmaterial unter dieser Lizenz anderen Lehrkräften zur Verfügung stellen. Also: legales, kostenfreies Material zur freien Verwendung – hört sich doch genial an, oder?!

OER können dabei alles Mögliche sein, wie Aufgaben (-blätter), Tests, Lehrveranstaltungskonzepte, Lehrbücher, Skripte, Audiodateien, Videos oder Animationsformate. Sind Sie mit CC-BY oder CC-BY-SA gekennzeichnet, dürft Ihr sie nutzen.

Eure Vorteile liegen eigentlich auf der Hand – OER…

  • sind digital verfügbar und damit leicht zugänglich
  • können direkt eingesetzt werden
  • können nach Euren Vorlieben und Schwerpunkten angepasst und individuell auf den eigenen Unterricht zugeschnitten werden (z. B. könnt Ihr Bitmojis einfügen, um eine persönliche Note hinzuzufügen)
  • lassen sich prima mit eigenem Unterrichtsmaterial kombinieren oder können dieses ergänzen
  • sind meist aktuell (ansonsten: selbst anpassen)
  • fördern die Kultur des Teilens
  • können im Flipped Classroom hervorragend als Lernmaterial für die Selbstlernphase genutzt werden

Zum letzten Punkt, dem Einsatz im Flipped Classroom, lasst mich noch ergänzen: Nicht nur Ihr könnt kostenfrei und legal auf OER zugreifen, sondern auch Eure Schüler*innen. Ihr hättet, je nach Stärke der Lerngruppe, die Möglichkeit, die Eigenverantwortung der Schüler*innen in der Selbstlernphase noch weiter zu erhöhen (Autonomie stärken!) und ihnen nur vorab erklären, wie sie an passende OER zu einem Thema kommen. Dann braucht Ihr nur noch vorgeben, welche Inhalte für die Präsenzphase erschlossen sein müssen und die Schüler*innen kümmern sich selbst um die Beschaffung geeigneten Materials. Das macht die ohnehin anfangs anspruchsvolle Methode des Flipped Classroom zwar noch anspruchsvoller, aber da wollen wir ja hin: Wir wollen doch unsere Schüler*innen in Kompetenzen zum richtigen Umgang mit IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien) stärken. Denn die Beschaffung von – relevanten – Informationen aus dem Internet gehört ebenfalls zu einer der Kernkompetenzen unserer heutigen digitalen Gesellschaft und muss geübt werden. D. h. aber auch, dass auch die Schüler*innen (wie Ihr natürlich auch) lernen müssen, dass nicht alle frei zugänglichen Informationen oder OER ungeprüft übernommen werden dürfen – kritisches Denken (4K!) ist hier angebracht und der reflektierte Umgang mit solchen freien Informationen muss geübt werden – am besten im Unterricht.

Wie komme ich an diese OER?

Tja, die Suche nach passenden OER ähnelt ein wenig der Suche nach wissenschaftlicher Literatur – falls Ihr Euch daran noch erinnert. 😉 Sucht Euch eine geeignete Suchmaschine aus, schaut nach Filtermöglichkeiten für CC-Lizenzen bei Deiner Suchmaschine (siehe Screenshot) und gebt Euren Suchbegriff ein.

Achtet auf die richtige Wortwahl, manchmal liefern Wortteile bessere Ergebnisse als ganze Wörter. Und verwendet auch die Suchoperatoren: +/UND/AND (bei mehreren Begriffen), OR/ODER (wenn mind. einer der Begriffe gefunden werden soll), -/NICHT/NOT (wenn Begriffe explizit ausgeschlossen werden sollen). Ihr könnt den Suchbegriff auch sowohl auf Deutsch oder Englisch suchen (“Klimawandel” OR “climate change”).

Die Ergebnisse sichtet Ihr dann nach Euren eigenen (Qualitäts-) Kriterien.

Beliebte Suchmaschinen für OER

(bei denen Ihr auch nach Eingabe des Suchbegriffs die Filtermöglichkeit nutzen könnt):

Außerdem werdet Ihr fündig bei:

  • Wikimedia Commons (findet Ihr über Wikipedia, wenn Ihr runterscrollt: Commons)
  • CC search (search.creativecommons.org)

Und tatsächlich gibt es auch OER-Portale

extra für die Schule. Trotzdem gilt auch hier: Eigenes Sichten des Materials darf nicht ausbleiben!

Portale, die Ihr hier gut nutzen könnt, sind:

Wenn Ihr nun bei Eurem gefundenen Material auf die Lizenz schaut, gilt Folgendes:

  • CC-BY (Name muss genannt werden, sonst ist alles erlaubt)
  • CC-BY-NC (Name nennen, keine kommerzielle Nutzung, sonst alles erlaubt)
  • CC-BY-ND (Name nennen, keine Änderungen erlaubt)
  • CC-BY-SA (Name nennen, unter gleicher Lizenz weitergeben)
  • CC-BY-NC-ND (Name nennen, keine kommerzielle Nutzung, keine Änderungen)
  • CC-BY-NC-SA (Name nennen, keine kommerzielle Nutzung, gleiche Lizenz)

Es gibt also auch etwas restriktivere Lizenzen – selbst bei Creative Commons – aber das erkennt Ihr dann schnell und wisst, was genau Ihr mit dem Material anstellen dürft.

Ich wünsche Euch ganz viel Spaß beim Recherchieren von OER-Unterrichtsmaterial!

Digitale Grüße,

Eure Martina

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