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Kriterien für gelingenden Unterricht im Flipped Classroom-Format

Kriterien für gelingenden Unterricht im Flipped Classroom-Format

NEU: Achtung, da das Thema Flipped Classroom sehr gefragt ist, habe ich einen Praxis-Ratgeber dazu verfasst, den Du Dir hier herunterladen kannst!

Im letzten Blogeintrag habe ich Euch die Methode des Flipped Classroom vorgestellt, ohne konkret darauf einzugehen, welches Material Ihr denn überhaupt am besten für die Selbstlernphase zu Verfügung stellt. Das ist aber gar nicht unwichtig – ganz im Gegenteil! Wir wissen heute viel darüber, wie Lernen am besten funktioniert und dieses Wissen sollten wir bei der Bereitstellung von Lernmaterial natürlich nutzen. Vielfältig sollte es sein. Aktivierend. Lebensweltnah. Interaktiv. Viele Postulate schwingen da mit, das ist richtig. Aber wir haben heute die Möglichkeiten, durch den Einsatz digitaler Medien diesen Postulaten gerecht zu werden. Aber nun erstmal von vorne.

Einer der Pioniere des Konzepts Flipped (bzw. Inverted) Classroom ist Prof. Dr. Jürgen Handke.

Er beschreibt 5 Kriterien, damit Flipped Classroom gelingt:

Das erste Kriterium umfasst die hohe Qualität der digitalen Elemente. Zack, da haben wir’s schon. Digitale Elemente? Die habe ich im letzten Blogeintrag – weitestgehend – nicht thematisiert. Dabei spielen sie im Flipped Classroom eine große Rolle (oder: KÖNNEN – oder: SOLLTEN eine große Rolle spielen). Digitale Elemente meint: digitales Unterrichtsmaterial wie digitale Infoguides, interaktive Bilder, Präsentationen, Breakouträume (#genialegeniallychallenge), Videos, Podcasts, Erklärfilme u.s.w. Diese Elemente enthalten die relevanten Inhalte, die sich die Schüler*innen nun selbst erschließen sollen.

Das zweite Kriterium sind Anreize zur Erschließung der Inhalte, wie Zertifikate, Batches oder andere motivierende Elemente. Das hat einen starken Gamification-Charakter, bei dem ich immer vorsichtig bin, da Schüler*innen sehr unterschiedlich mit dieser Art der extrinsischen Motivation umgehen könnten. Wenn Du aber ein gutes Gefühl hast, Deine Klasse gut einschätzen kannst, dann setze solche Anreize ruhig ein. Für das Absolvieren der Selbstlernphase gibt es dann einen Batch, den Du auch analog als Anstecknadel vergeben kannst, den die Schüler*innen dann sammeln (auf einer Pinnwand z. B.). Im digitalen Raum (wie Moodle) können solche Batches sehr leicht digital vergeben werden.

Das dritte Kriterium ist die hohe Qualität der Präsenzphasen. Da gehe ich wieder zu 100% mit: Ja, die Präsenzphasen solltet Ihr sehr gut planen, sodass tatsächlich eine Vertiefung der Inhalte stattfindet und nicht doch die Inhalte wieder nur (neu) erschlossen werden – denn das ist die klare Regel: Die Inhaltserschließung findet VOR der Präsenzphase statt. Wenn Ihr da einbrecht, merken die Schüler*innen das schnell und nehmen die Selbstlernphase auf die leichte Schulter. Und schon funktioniert die Methode nicht mehr. Also: konsequent bleiben! 

Was also tun in der Inhaltsvertiefungsphase? Dazu hatte ich Euch schon Beispiele wie eine moderierte Debatte genannt. Um digitale Medien zu integrieren, ließe sich die Erstellung eines Podcasts, Erklärfilms, Stopmotion-Videos oder ähnliches anschließen. 

Das vierte Kriterium ist das vielfältige Assessment und kommt aus dem Hochschulkontext – auch hier wird sich darum bemüht, vom reinen Abfragen durch Klausuren wegzukommen. E-Portfolios bspw. sollen hier eine Lösung bieten, Reflexions- und Lerntagebucheinträge formatives Assessment und individuelle Förderung unterstützen. Im Schulkontext ist dieser Wandel noch schwieriger, jedoch gibt es das E-Portfolio, zumindest in einigen Bundesländern, als erlaubte Prüfungsform. Macht Euch vielleicht mal schlau – es lohnt sich (oder wartet ab, bis ich dazu einen Blogartikel schreibe). 😉


Das fünfte Kriterium ist die permanente Evaluation und betrifft Euren Flipped Classroom Prozess insgesamt. Nach Abschluss der Unterrichtseinheit heißt es, reflektieren, was gut und was schlecht gelaufen ist, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Ihr könnt Eure Schüler*innen in diesen Prozess mit einschließen, um die Methode für Euren Unterricht zu optimieren.

Fazit

Wer gutes Flipped Classroom machen will, braucht gutes (digitales) Unterrichtsmaterial für die Selbstlernphase. Zusammen mit der Gestaltung der Phase der Inhaltsvertiefung ist das das Kernkriterium für gelingenden Unterricht im Flipped Classroom-Format. Ihr könnt auf Unterrichtsmaterial zurückgreifen, das man so (käuflich) erwerben kann oder selbst passendes digitales Material, bspw. mit dem Tool Genial.ly, erstellen. Eine weitere Möglichkeit ist der Rückgriff auf Open Educational Resources. Dazu erzähle ich Euch im nächsten Blogeintrag mehr!

Wie sieht’s aus? Steht Ihr in den Startlöchern? Die Zukunft des Lernens hat begonnen, seid Ihr mit an Bord?

Digitale Grüße,

Eure Martina

2 Kommentare
  • Steffi enge
    Veröffentlicht um 00:57h, 24 August Antworten

    Hallo Martina,

    Ich bin Referendarin und würde gerne einen ub im flipped classroom Format machen und brauche ganz dringend Tipps wie ich das gut gestalten kann. Ich hoffe, dass du mir Hilfe geben könntest. Ich wäre dir wirklich dankbar. Leider wird diese Form an meiner Schule kaum bis garnicht gemacht und dann noch im ub halt erst recht nicht …. Könntest du mir helfen?

    Liebe Grüße

    Steffi

    • Martina Braasch
      Veröffentlicht um 09:19h, 26 August Antworten

      Hallo liebe Steffi!
      Ich bin mir nicht sicher, ob der Flipped Classroom für einen UB gut geeignet ist – das kommt sehr auf die Vorkenntnisse und Erfahrungen Deiner Lernenden an. Hast Du Dir schon den FC-Praxis-Ratgeber (unter Material zum Download) heruntergeladen?

      Falls Du dann noch Fragen hast, schreib mich gerne bei Instagram mal an.

      Liebe Grüße,
      Martina

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